Wie dank Demokratisierung von Design-Programmen eine Branche für Interessierte, Kreative und Jedermann zugänglich wird.

Die Druck-Branche war mit ihren hohen Einstiegshürden und einem ausgeklügelten Testverfahren für jeden Auszubildenden eine Herausforderung. Als der Computer Einzug hielt etablierten sich um 1985 herum Programme, die bis vor kurzem noch nahezu unverändert als Industriestandard galten. Endlich, nach knapp 30 Jahren mit Einzug der KI wurde wie durch eine große Welle der Markt durcheinander gewirbelt. Als hätten sich alle Schleusen geöffnet, werden viele etablierte Design-Programme obsolet und das, was bisher als kreatives Handwerk galt, jedem zugänglich gemacht.

Allen voran die Bild-Bearbeitungs-Software Adobe Photoshop. Wer schnell mal den Hintergrund wegretuschieren möchte, ein Bild gefälliger den Unternehmens-Farben angleichen oder ein Foto in ein Display retuschieren möchte, braucht nicht länger das Schlachtschiff für viel Geld zu erwerben. Die letzte Version, die auf der Festplatte installiert wurde, wurde stets im Paket verkauft. Anwender mussten noch weitere Programme dazu zu kaufen, selbst wenn sie nur ein Programm benötigten. Eine Produktpolitik, die Grafikern aufstoß. Agenturen erwarben einfach die Lizenzen für diese Pakete. Längst sind die Basics der Bildbearbeitung mit anderen kostenlosen Programmen wie GIMP oder Canva möglich.

Geht es darum, ein Buch, eine Zeitschrift, einen Katalog kunstvoll zu gestalten, waren dem bisher Grenzen gesetzt. Hier gab es keine Konkurrenz. Den Markt teilten sich die Platzhirsche Adobe InDesign und QuarkXPress auf. In den Bereichen Schriftsatz und Seitenlayout kann die Handwerkskunst bisher kaum von Laien erobert werden. Die Thematik um Spationierung in Kerning oder Laufweiten von Schriften in Geviert, Paginierung und Absatzformate, Arbeiten im Gestaltungsraster und Fixierung auf dem Grundlinienraster bis Überdrucken, die Einstellungen bedürfen tiefer Kenntnis und Veständnis. MS Word versucht in den Markt des Buchdrucks vorzustossen.
Es bleibt ein bescheidener Versuch.
Einige versuchen mit Vektoren- oder Bildbearbeitungs-Programmen Seitenlayouts zu gestalten.
Das ist bereits im Ansatz zum Scheitern verurteilt. Den geschulten Blick für Schusterjungen und Hurenkinder, für Sichtachsen und optische Hierarchien in Kombination mit den Werten des Kunden ist ein Handwerk, das bisher schwerlich von Generatoren übernommen wurde. Vielleicht wird es mit einigen guten Vorlagen gelingen. Bisher fluten Bücher von Coaches und Glücksrittern den Markt, wo auf den ersten Blick sichbar ist, dass keine Rücksicht auf den Leser genommen wird. Hauptsache der Inhalt ist am Markt und wie die Form gefällt, ist unwichtig. Doch ist es wirklich so unwichtig?

Vielleicht ist mein Anspruch zu hoch, doch bemerke ich einen rapiden Verfall an Werten und Intelligenz im Alltag, was jede Studie bestätigt. Die Aufmerksamkeitsspanne sinkt rapide, was bereits beim nächsten Gespräch sichtbar wird. Gerne würde ich dem etwas entgegen setzen. Sei es ein Layout, das den Leser länger im Format hält oder über nahezu unsichtbare Feinheiten im Schriftbild den Fortschritt der Degradierung des Gehirns einfangen. Über die Jahre habe ich mich mehr und mehr damit beschäftigt, an welchen Einfallstoren die trojanischen Pferde beliebig durch unser Unterbewusstsein ein- und ausmarschieren.

Und eines steht damit der Menschheit demokratisch zur Verfügung: Bild- Text- und Videomanipulation erster Güte. Darum ist es mir wichtig, dass jeder sich der (daten)Lage bewusst wird, dass inzwischen jedes Kind mit einem Internetzugang und einem günstigen Mittelklasse-Handy seine Worte in die Stimme und Optik eines Hollywood-Schauspielers oder Politikers, eines Tieres, Ausserirdischen oder Kuscheltieres applizieren kann und damit alle Kanäle des WWW beliebig bespielen kann. Was aber wäre, wenn es nicht das Nachbarskind sondern professionelle Hacker sind, die dafür antreten, Meinungen zu manipulieren?

Grundsätzlich gilt: Glaube nichts – prüfe alles!

https://t3n.de/news/canva-adobe-ki-magic-tools-1580302/?xing_share=news
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